SummitClimb 2010 Baruntse Expedition

Eine abwechslungsreiche 7000er Expedition - Nepal

Text: Felix Berg 2010

Kathmandu. Die Hauptstadt von Nepal, mit seinen florierenden Straßen, hat mich wiedergewonnen und es ist Zeit über die SummitClimb Himalaja Herbstsaison zu reflektieren. Dieses Jahr war ich für SummitClimb als Organisator und Expeditionsleiter in Nepal, wollte aber auch privat mit Arne Bergau im 2-Mann-Team im Himalaya klettern.

Zuerst begann unsere SummitClimb Saison: Wir waren mit einem Team von 11 Teilnehmern (2 Expeditionsleiter, 9 Kunden) am Ama Dablam (6850m). Arne konnte als Co-Leiter die Expedition begleiten, wir uns anschliessend wieder treffen wollten. Am Baruntse waren wir mit 23 Teilnehmern (3 Expeditionsleiter, 20 Kunden) die grüßte Gruppe der Saison. Zudem hatten wir 4 Teilnehmer, die uns für die schöne und gängige Akklimatisationstour am Mera Peak (6480m) begleitet haben. Somit waren wir am 10.Oktober eine stattliche Gruppe, die sich in Kathmandu zusammenfand.

Der harte Himalaya Monsun 2010

Der anhaltende Monsun hatte schon die Saison in Tibet im Schnee mit Lawinengefahr versinken lassen, von dort waren keine bestätigten Gipfelbesteigungen des Cho Oyu zu vermelden. Die Flüge von Kathmandu nach Lukla (ca. 2800m) wurden verzögert, aber wir konnten fast alle Teilnehmer wie geplant rausfliegen und den Trek mit einer eintägigen Verspätung beginnen. Doch der anhaltende Regen erschwerte das Wandern durch das Himalaja. Die Akklimatisation mit Nässe und Kälte verbunden, führte natürlich bei einigen von uns zu Erkältungen. Bei dem bequemeren Trek zur Ama Dablam konnten sich Teilnehmer in Namche Bazar (ca. 3500m) auskurieren, aber beim Baruntse waren wir einem strikteren Zeitplan ausgesetzt, um das Ziel zu erreichen. Das rutschige Gelände des Mera Treks führte auch zu einer ernsteren Verletzung, sodass ein Mera Peak Teilnehmer mit Rippenschmerzen (3 Brüche, wie sich herausstellte) ausgeflogen werden musste. In Khare angekommen hatten wir nach 5 Tagen den ersten Ruhetag, an dem ich mich dann auch bei der Erkältungswelle ansteckte. Entsprechend ging es für die Hälfte der Teilnehmer am 20.Oktober sehr langsam über den Mera La (5400m) zu unserem wunderschönen Basislager an den Seen unterhalb des Mera Peaks.

Besteigung des Mera Peak - ein 6500m hoher Trekking Berg

Nach einem Trainingstag im Basislager, den Mike und Dan leiteten, ging es zum Hochlager des Mera Peaks (5800m). Drei Teilnehmer entschieden sich noch abends fürs Absteigen, sodass 23 Teilnehmer am nächsten Morgen zum Gipfel aufbrachen. Mit 10 Klettersherpas zur Unterstützung, angeleitet von unserem erfahrenen Sidar Jangbu Patle, konnten wir den Aufbruch in kleinen Gruppen zu individuellen Zeiten beginnen. Während Dan und Mike mit einigen Teilnehmern den Schluss der Gruppe bildeten, ging ich mein eigenes Tempo, um dabei den Überblick über die anderen Teilnehmer zu gewinnen. Es war kalt und windig, obendrein half meine Erkältung auch nicht weiter, und der Weg war mit vielen anderen Trekkinggruppen gefüllt. Letztendlich war ich zum Sonnenaufgang am Gipfelplateau, aber der Wind blies uns stark entgegen. Im Sturm am Gipfel kehrte ich sofort wieder um und teilte etwas unterhalb des Gipfels, im Windschatten, die Teilnehmer für den Auf- und Abstieg ein, sodass Niemand allein war und jede Gruppe von einem unserer Sherpas im Gipfelbereich begleitet wurde. Dan Mazur fuhr vom Mera Peak noch bis auf 5600m Höhe mit Skiern ab, und verkürzte sich damit ungeheuer den Abstieg. Zum Schluss des Tages, dem 23.Oktober, hatten 22 Teilnehmer (die 3 Expeditionsleiter und 19 Teilnehmer) den Gipfel erreicht und konnten auch wieder ins Basislager absteigen.

Vom Mera Basislager aus startete eine wunderschöne Trekking-Zelt-Tour durch unberührte Natur, ein einsamer und wunderschöner Weg. Drei kurze Tage führten uns zum Baruntse Basislager, welches wir am Folgetag zeremoniell mit einer Puga einweihten. Bei dieser buddhistischen Tradition huldigt man den heiligen Bergen. Die Puga für die Ama Dablam Besteigung war schon einige Tage zuvor gehalten worden, so beschäftigte sich das Team dort mit dem Lageraufbau, der Akklimatisation und der Versicherung der Route. An beiden Bergen hatte noch kein Team den Gipfel erreicht, und ausgerechnet am unserem Mera Gipfeltag war am Baruntse ein sehr erfahrener Sherpa (19mal Mount Everest) durch eine Wächte zu Tode gestürzt. Am 29.Oktober konnten dann Jangbu, Pasang, Palding aus unserem Sherpa Team als Erste den Gipfel erreichen und die Route versichern.

Baruntse Besteigung

Guter Hoffnung stiegen wir, 20 Teilnehmer der Baruntse Expedition, am 30.Oktober zum Lager 1 auf, nur um dort die nächsten 36 Stunden (1 Nacht, den ganzen Tag, eine zweite Nacht) im Schneesturm zu übernachten. Am Morgen des 1.November kroch ich aus dem Zelt, um den Schaden zu begutachten. Ein halber Meter (50cm) Neuschnee und viel Wind. Obwohl sonnig, windete es den ganzen Tag, vor allem Nachmittags. Entsprechend schätzte ich die Lawinengefahr als hoch ein, anderseits war aber unser Anstieg relativ flach und sicher gelegen. Viele Teilnehmer entschieden sich für den Abstieg, und so verblieben Mike und ich mit 7 Kunden am Berg, um den Gipfel zu versuchen. Dan stieg ab, um mit den 12 anderen Teilnehmern die Überscheitung des Amphu Laptse Passes (5850m) anzugehen. Das Lager 2, zu dem wir am 2.November wegen der Lawinengefahr in kleinen Gruppen aufstiegen, war nur einige hundert Höhenmeter vom Lager 1 entfernt. Mike verblieb wegen seines Hustens im Lager 1; wir planten, den Gipfelanstieg der 8 Teilnehmer und 8 Sherpas in zwei Gruppen durchzuführen. Aufgrund der Kälte und des Windes gingen wir am 3.November nicht zu früh, gegen 3:00 und 4:30 los. Selbst machte ich die Nachhut und überholte während des Aufstiegs die Teilnehmer, kümmerte mich dabei um deren Verfassung und Befinden.

Gegen 10:30 erreichte ich Jangbu, Tile und Sange am Gipfel zusammen mit Scott. Kurz danach folgten Marina und Andreas. Im Abstieg traf ich kurz unterhalb des Gipfels Pasi und Lars, dann Adrian und nochmals Lars (den anderen): Alle in guter Verfassung. Mit Scott stieg ich zum Basislager ab, während Jangbu auf den Gipfel blieb und als Letzter um 13:30 vom Gipfel abstieg. Auf dem letzten Gletscher Richtung Basislager hatte ich einen bösen Höhenhusten, von der nicht ganz ausgeklungenen Erkältung. Nach einem der Hustenanfälle stand ich wieder gerade und meine Brust tat weh. Wie ich nachher lesen und erfahren sollte, war das wohl eine angebrochene Rippe oder eine Quetschung/Riss des (Zwergfell?) Muskels. Zuerst dachte ich an Bronchitis oder Ödem, aber dazu war der Schmerz zu plötzlich aufgetaucht und zu punktuell. Außerdem konnte ich noch gut laufen, solange ich nicht zu tief atmete oder zu stark husten musste, machte mir also erstmals keine großen Sorgen. Per Radiokontakt und Satellitentelefon waren wir auch über das Vorgehen am Ama Dablam informiert: Am 3.November waren auch unsere ersten 3 Teilnehmer erfolgreich, am 4.November weitere 7 Teilnehmer. Der Gipfelhang war von einer Lawine geklärt, sodass dort blankes Eis den Anstieg erschwerte. Dafür hatte es während des Sturms am Ama Dablam weniger geschneit, sodass dort insgesamt bessere Verhältnisse vorherrschten. Zehn von 12 Teilnehmern haben den Gipfel erreicht, ein schöner Erfolg: Gratulation!

Abschied vom Himalaya

Während bei der Ama Dablam die Expedition mit einem gemütlichen 3-Tagesmarsch nach Lukla endete, stand für unser Baruntse-Gipfelteam noch eine Belastung, aber auch ein Höhepunkt der Expedition bevor: Die Überschreitung des Amphu Laptse (5850m) in das Khumbu Tal. Wir stiegen entlang wunderschöner Seen zum Amphu High Camp, dann am nächsten Tag mit viel Sherpa- und Trägerunterstützung über diesen fantastischen Pass: Der Gletscher, wunderschöne Aussichten, der Tiefblick im Abstieg! Der Tag endete bei Chukung, einem Zeltplatz in der Natur mit tollem Blick auf die Südwand des Lhotse. Von dort folgte der Abstieg durch das Khumbu Tal, mit seinen schönen Bergen, aber auch der vollen touristischen Entwicklung, Internet, Latte Macchiato, Lodges ohne Ende und überzogenen Preisen. In der Sonam Lodge in Pangboche feierten wir mit unseren Sherpas den Erfolgt und ein Abschiedsfest für die Teilnehmer, über uns erhaben die Ama Dablam. Dort traf ich Arne, mit dem ich vorhatte noch das Khumbu oder Rowaling unsicher zu machen. Ich ruhte mich 4 Tage in Namche Bazar aus, dann stiegen wir nach Thame und Tengbo auf, aber meine Brustschmerzen wurden nicht besser. Tiefes Einatmen und damit ernste Anstrengung schienen nicht ratsam, womit wir unsere Tour abbrachen.

Angesichts der Verhältnisse und Umstände, waren unsere Summit Climb Expeditionen sehr erfolgreich und noch wichtiger: Sicher. Leider gab es einige Unfälle in dieser Saison. So sind wir froh, dass alle Teilnehmer wieder gesund zu Hause sind. Zudem waren wir vielen Teilnehmern auf den Gipfeln von Mera Peak (22 von 27), Baruntse (8 von 23) und Ama Dablam (9 von 11) – eine gut Quote in einem Jahr mit so viel Regen, Schnee und widrigen Umständen. Meine persönlichen sportlichen Ziele konnte ich nicht verfolgen, doch dafür kommt hoffentlich bald die nächste Gelegenheit.

Bilder der Baruntse Expedition 

Links zu der erwähnten Himalaya Expeditionen:

Nepal Expedition - Baruntse